DIALOG/PREIS 2017 an Martin Pollack

28.07.2017

Martin Pollack ist DIALOG-Preisträger 2017 der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband

Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband zeichnet in diesem Jahr den renommierten öster-reichischen Schriftsteller, Journalist und Übersetzer Martin Pollack mit dem DIALOG-Preis für sein umfassendes literarisches Werk aus. Die Wahl erfolgte Ende Juni in einer gemeinsamen Kuratoriums- und Vorstandssitzung. Die feierliche Verleihung des Preises wird am 11. November 2017 im Rahmen des 26. Kongresses „Nachbarschaft in der Mitte Europas“ der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundes-verband im Auditorium Maximum der Universität Potsdam stattfinden.

Mit der Bandbreite der von ihm übersetzten und herausgegebenen Literatur aus Polen und den angrenzenden mittelosteuropäischen Ländern machte sich Martin Pollack um eine Vermittlung und Verständigung zwischen dem polnischen und deutschsprachigen Leserkreis verdient und gilt als ein Wegbereiter für die kulturelle Verständigung auch mit anderen Völkern in Mittelosteuropas.

Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband e.V. wird dieses Jahr bereits zum 13. Mal den DIALOG-Preis vergeben. Mit dieser Auszeichnung werden Personen, Institutionen, Initiativen, Medienprojekte oder Redaktionen gewürdigt, die sich vorbildhaft für den Dialog zwischen den Völkern und Kulturen in Europa sowie die Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen engagieren.

Zur Person: Martin Pollack wurde am  23. Mai 1944 in Bad Hall (Oberösterreich) geboren und  ist ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und literarischer Übersetzer von polnischer Gegenwarts-literatur. Schon in seinem Studium in Warschau beschäftigt sich Martin Pollack mit Osteuropa, beruflich noch mehr als langjähriger „Spiegel“-Korrespondent ebenfalls in Warschau. Später betätigte er sich als Übersetzer aus dem Polnischen und übertrug Autoren wie Ryszard Kapuściński, Wilhelm Dichter, Mariusz Wilk und Daniel Odija ins Deutsche. Auch als Schriftsteller und Herausgeber von Anthologien und Reportagen hat er sich in Polen und im deutschsprachigen Raum Europas einen Namen gemacht. Unter anderem waren es Titel wie „Von Minsk nach Manhattan. Polnische Repor-tagen.“ und „Warum wurden die Stanislaws erschossen?“

Sehr früh beschäftigte Martin Pollack sich mit der vergessenen Welt der Juden in Osteuropa. In den 80er und 90er Jahren erschienen in dichter Folge von ihm eindrucksvolle Bände wie „Galizien. eine Reise durch die verschwundene Welt Ostgaliziens und der Bukowina.“ „Des Lebens Lauf. Jüdische Familienbilder aus Zwischeneuropa.“ sowie „Das reiche Land der armen Leute. Literarische Wanderungen durch Galizien.“

Auch als Herausgeber der Anthologie „Sarmatische Landschaften. Nachrichten aus Litauen, Belarus, der Ukraine, Polen und Deutschland“, die 2005 erschien, machte er sich einen Namen und wurde zum Unterstützer von Autoren und  Autorinnen insbesondere aus Weißrussland, die in der letzten Diktatur Europas verfolgt werden und war ebenso Anlaufadresse von Schriftsteller/-innen und Künstlern, die in der Ukraine Schikanen durch den Staat ausgesetzt sind.

Für sein 2010 veröffentlichtes Buch „Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien“ erhielt Martin Pollack im Jahre 2011 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Ein  lesens- wertes Buch, der einen heutigen Prozess widerspiegelt, der vor mehr als 100 Jahren mitten in Europa schon einmal stattfand – nur in Richtung Amerika.

Martin Pollack galt bis zum letzten Jahr als Freund Polens. Er war dafür bereits im Jahre 2000 mit  dem Diplom des Außenministers der Republik Polen für hervorragende Verdienste um die Förde-  rung Polens in der Welt ausgezeichnet und erhielt im Jahre 2003  sogar das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen verliehen.

Seit Mitte 2016 wurde diese Verbundenheit mit dem polnischen Staat von der PiS aufgekündigt: Der Schriftsteller und Übersetzer Martin Pollack wurde von der PiS-Regierung in Warschau zur Persona non grata erklärt.

Folgender Hintergrund: Der Außenamtsstaatssekretär der polnischen Regierung Jan Dziedziczak kündigte im Frühsommer 2016 die Zusammenarbeit mit Martin Pollack auf, da dieser sich im April 2016  in einem Beitrag für die Zeitung STANDARD besorgt über die autoritäre Innenpolitik Polens geäußert hatte. Außerdem wurde mit sofortiger Wirkung die von ihm im Polnischen Institut in Wien seit längerem unter dem Titel "Martin Pollack präsentiert" geleitete Gesprächsreihe eingestellt. Gegen Martin Pollack wurde bereits in den 80er-Jahren vom damaligen kommunistischen Regime wegen seiner kritischen Haltung ein Einreiseverbot verhängt. Das hat sich die gegenwärtige polnische Regierung wohl zum Vorbild genommen.                            

Redaktion: Christian Schröter Tel. 030 432 91 92  Email: schroeterdpgb@t-online.de

 

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