Jahreskongress "Nachbarschaft in der Mitte Europas" 2015

06.11.2015 Bonn

Nachbarschaft in der Mitte Europas 2015

Flyer deutsch-polnischer Jahreskongress 2015

Die 24. Jahrestagung unseres Verbandes, die vom 06.-08. November 2015 in Bonn durchgeführt wurde, haben insgesamt rund 200 Teilnehmer am ersten Abend  und knapp 180 am Folgetag besucht.

Der alljährliche Höhepunkt der Jahrestagung war die Verleihung des DIALOG-Preises. 2015 wurden zwei Preise verliehen. Geehrt wurden die Schriftstellerin und Holocaust-Überlebende Zofia Posmysz sowie die Redakrion der Zeitschrift OSTEUROPA. Vertreter der Politik (MdB Dietmar Nietan, Prof. Dr. Rita Süssmuth, der neue Oberbürgermeister der Stadt Bonn, Ashok-Alexander Sridharan, Dr. Angelica Schwall-Düren, Jan Sobczak, Generalkonsul der Republik Polen in Köln) haben in ihren Grußworten das Engagement beider Preisträger, wie auch das der Organisatoren des Jahreskongresses gewürdigt.

Die 92-jährige Schriftstellerin Zofia Posmysz hat Auschwitz und Ravensbrück überlebt. Sie schuf das Hörspiel „Pasażerka z kabiny 45“ (Die Passagierin aus der Kabine 45), das sowohl als Vorlage zum Drehbuch des legendären Spielfilms „Pasażerka“ (Die Passagierin) von Andrzej Munk als auch zu Mieczysław Weinbergs gleichnamiger Oper diente. Zofia Posmysz hat sich über viele Jahre für den Austausch zwischen Jugendlichen aus Deutschland, Polen und anderen Ländern der Welt eingesetzt. In seiner bewegenden Laudatio hat Christoph Heubner, Geschäftsführender Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Zofia Posmysz´ „aufrichtige Liebe zum Menschen“ betont, die sie selbst in den schwersten Stundens ihres Lebens niemals aufgegeben habe.

Die Redaktion der Zeitschrift OSTEUROPA wurde für ihren langjährigen Beitrag zur Wissensvermittlung über die Staaten und Kulturen Mittel- und Osteuropas gewürdigt. Als europäische Plattform für den intellektuellen Austausch hat die Zeitschrift geistige Brücken zwischen Ost- und Westeuropa geschlagen und ihren Lesern neue Perspektiven auf die Kultur, Politik und Geschichte der östlichen Nachbarn eröffnet. Dr. Manfred Sapper, der den Preis für die Zeitschrift entgegennahm, verurteilte in seiner imposanten Rede die in weiten Teilen der westlichen Öffentlichkeit vorherrschende Ignoranz gegenüber der Majdan-Revolution in der Ukraine und erinnerte daran, dass während der Revolution Menschen ihr Leben für die europäischen Werte, die europäische Idee opferten.

Der zweite Kongresstag war geprägt von Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen der deutsch-polnischen Beziehungen, beginnend mit dem Thema "Wie tickt die Jugend?". Es folgte eine Präsentation der Arbeit des Deutsch-Polnischen Jugendwerks sowie jugendbezogenen Angeboten des Deutschen Polen-Instituts. Im Anschluss fand ein Austausch mit den teilnehmenden Gästen statt.

Der zweite Programmpunkt wurde gemeinsam mit dem diesjährigen Kooperationspartner, der Friedrich-Ebert-Stiftung, konzipiert. Dabei handelte es sich um eine gänzlich neue Form bei der Jahrestagung, deren Fokus auf einer stärkeren Interaktion zwischen Referenten und Publikum lag. Es wurden sogenannte Marktstände zu jeweils anderen thematischen Schwerpunkten (Ernährungssicherheit und Agrarpolitik, Migration und Menschenhandel, Energiegerechtigkeit, Handelsregimes, Digitale Gesellschaft) aufgebaut, die von deutschen und polnischen Experten geführt wurden. Die Teilnehmer scharten sich um die Marktstände und konnten, nach kurzen einleitenden Vorstellungen des jeweiligen Themenbereichs, direkt mit den Referenten diskutieren.

Im Anschluss an die beiden Podiumsdiskussionen hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, an einer der insgesamt drei vorgesehenen Arbeitsgruppen teilzunehmen. Die Arbeitsgruppen verfolgten insgesamt das Ziel, die zukünftige Rolle der Zivilgesellschaft für die deutsch-polnischen Beziehungen zu erörtern bzw. neue Impulse für eine effektivere Arbeit zu geben. Neben Anregungen zur effizienteren Nutzung neuer Medien für Verbände wurden erfolgreiche Projekte der Deutsch-Polnischen Gesellschaften vorgestellt und über die Herausforderungen für die Zukunft diskutiert.

Darüber hinaus wurde der zweite Kongresstag mit einer Podiumsdiskussion zu dem Thema "Institutionalisierte Erinnerungskultur - Ein deutsch-polnischer Vergleich" sowie der Präsentation des Buches "Testfall Ukraine" mit dem Chefredakteur der Zeitschrift OSTEUROPA, Dr. Manfred Sapper, abgeschlossen. Die Podiumsdiskussion verfolgte das Ziel, den Umgang und die Institutionalisierung der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Polen und Deutschland miteinander zu vergleichen. Im Fokus der Diskussion stand u.a. die in beiden Ländern teils unterschiedlich praktizierte Geschichtspolitik. Insbesondere habe sich der Umgang mit der Vergangenheitsinterpretation in Polen in den vergangenen 25 Jahren seit Wiedererlangung der Unabhängigkeit oftmals verändert, bisweilen herrschen unterschiedliche Interpretationen zu den Themen Warschauer Aufstand, Solidarnosc-Bewegung sowie dem Runden Tisch von 1989 vor. Diskutiert wurde ebenfalls über die Einbettung nationaler Erinnerungskulturen in den europäischen Kontext und den damit verbundenen Herausforderungen für solche Institutionen wie etwa das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland oder das Europäische Solidarnosc-Zentrum in Danzig.

Abschließend trafen die Kongressteilnehmer und Referenten im Uni-Club Bonn zum Abendprogramm zusammen. Der Abschlussabend wurde musikalisch von der Band Hop Stop Banda begleitet. In der geselligen Atmosphäre hatten die Gäste Gelegenheit, sich über den Kongressverlauf auszutauschen.

Nachbarschaft in der Mitte Europas 2015

Zurück

Einen Kommentar schreiben