Jahreskongress "Nachbarschaft in der Mitte Europas" 2017
10.11.2017–12.11.2017 Potsdam
Nachbarschaft in der Mitte Europas 2017

Die 26. Jahrestagung unseres Verbandes fand erstmalig in der Landeshauptstadt Potsdam statt. Den Kongress haben insgesamt rund 250 Teilnehmer am ersten Abend und knapp 200 am Folgetag besucht.
Die feierliche Kongresseröffnung fand am 10.11. im Landtag Brandenburg statt. In ihren Grußworten würdigten Dieter Dombrowski, Vizepräsident des Landtages Brandenburg, Tadeusz Jędrzejczak, Mitglied des Vorstandes der Wojewodschaft Lubuskie, sowie Ministerpräsident des Landes Brandenburg und zugleich Polen-Koordinator der Bundesregierung Dr. Dietmar Woidke die Arbeit der Deutsch-Polnischen Gesellschaften und ihren Einsatz für gute und freundschaftliche bilaterale Beziehungen. Ministerpräsident Woidke betonte, dass ein starker Zusammenhalt der deutschen und polnischen Zivilgesellschaft Voraussetzung für eine gute Nachbarschaft zwischen beiden Ländern sei. Er hob hervor, dass insbesondere das von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband seit 30 Jahren herausgegebene Magazin DIALOG einen wesentlichen Beitrag zu den bilateralen Beziehungen geleistet habe.
Im Anschluss an die Grußworte folgte eine Podiumsdiskussion zu dem Thema: Europa aus den Krisen führen. Neue Aufgaben für Franzosen, Deutsche und Polen. Die Podiumsteilnehmer aus Deutschland, Frankreich und Polen diagnostizierten in einem ersten Schritt den Zustand der Europäischen Union sowie die Herausforderungen, die die Gemeinschaft in den kommenden Jahren zu bewältigen hätte, darunter die Migrationskrise, den politischen Rechtsruck in vielen Staaten sowie zunehmenden antieuropäischen Populismus. Eine wesentliche Forderung wurde direkt wie indirekt von den Diskutanten geäußert, nämlich die engere Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Frankreich und Polen. Diese Zusammenarbeit würde derzeit von der politischen Konfliktstimmung überschattet, die jedoch von den Medien überschätzt werde. Die kooperation zwischen den drei Ländern verliefe oft sehr zufriedenstellend, beispielsweise in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Jugendaustausch. Die Teilnehmer plädierten am Ende der Diskussion für mehr Mut zu neuen Vorstößen, gemeinsamen Projekten und stärkeren zivilgesellschaftlichen Austausch.
Der zweite Kongresstag zeichnete sich durch eine aktive Einbindung der Teilnehmer in das Programm aus. Beginnend mit einer Diskussion zum Thema "Sprachenpolitik im europäischen Kontext", in der Referenten aus Deutschland und Polen verschiedene Aspekte von Sprache aus gezielt deutsch-polnischer Perspektive beleuchteten und im Anschluss vertieft mit dem Publikum diskutierten, folgten vier Workshops zu den Themen "Fundraising" (für zivilgesellschaftliche Projekte), ein "Schnupperkurs Polnisch" für interessierte Einsteiger, "Zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit im Bereich Energie", in dem die Ergebnisse des deutsch-polnisch-ukrainischen Umweltkongresses 2016 in Rzeszow (Polen) vorgetragen und Ideen für weitere ähnliche Initiativen gesammelt wurden, sowie der Workshop "Der zivilgesellschaftliche Dialog zwischen Deutschen und Polen".
Der alljährliche Höhepunkt der Jahrestagung war die Verleihung des DIALOG-Preises. In diesem Jahr wurde der österreichische Schriftsteller und Übersetzer Martin Pollack für seinen langjährigen Beitrag zum Austausch zwischen dem polnischen und deutschsprachigen Leserkreis, Abbau negativer Stereotype sowie seinen Einsatz für eine aufgeklärte und freundschaftliche Zusammenarbeit in einem vereinten Europa ausgezeichnet. Die feierliche Preisverleihung wurde von Frau Prof. Rita Süssmuth eingeleitet, die eine Ansprache zum DIALOG-Preis hielt. Es folgte die Laudatio auf den Preisträger, die von Basil Kerski, Chefredakteur des Magazins DIALOG, vorgetragen wurde. In seiner Dankesrede ging der Preisträger auf verschiedene politische Themen ein, die derzeit zur Spaltung innerhalb der Europäischen Union führen, darunter die Migrationskrise und ging auf die zunehmenden nationalistischen, als patriotisch getarnten, Entwicklungen in den Ländern Mitteleuropas ein. Im direkten Anschluss an die Preisverleihung fand ein Gespräch mit dem Preisträger statt, das von Frau Dr. Hudzik von der Universität Potsdam geführt wurde.
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