Jahreskongress "Nachbarschaft in der Mitte Europas" 2019
24.10.2019 Potsdam
Nachbarschaft in der Mitte Europas 2019

Die 28. Jahrestagung, die 2019 erstmalig in Homburg (Saarland) stattfand, haben rund 200 Teilnehmer besucht.
Den Auftakt des dreitägigen Kongresses bildete die Eröffnung der "Bartoszewski-Ausstellung" am 24.10.2019, an der u.a. der Oberbürgermeister der Polnischen Ostseestadt Sopot, Jacek Karnowski, teilnahm. Dr. Marcin Barcz, Kurator der Ausstellung, die erstmalig in Homburg gezeigt wurde, führte die Gäste durch die Ausstellung und ging auf die wichtigsten Lebensstationen des großen deutsch-polnischen Brückenbauers Władysław Bartoszewski ein.
Am Freitagabend fand traditionsgemäß die feierliche Verleihung des DIALOG-PREISES statt. Dieses Jahr zeichnete die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband Frau Prof. Dr. Anna Wolff-Powęska mit dem Preis aus. Dieser wurde ihr in Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen in der Wissensvermittlung über die deutsch-polnischen Beziehungen sowie ihres Engagements für den Dialog zwischen Deutschen und Polen verliehen. Neben vielen prominenten Gästen nahm Bundesaußenminister Heiko Maas an dem Auftakt zur Preisverleihung teil. In seiner Rede betonte er die gewichtige Rolle der deutsch-polnischen Beziehungen für Europa und würdigte die Arbeit der Deutsch-Polnischen Gesellschaften. "Deshalb, meine Damen und Herren, braucht es für die deutsch-polnische Freundschaft Übersetzer wie Sie, die heute hier sind. Menschen, die unsere Geschichte erfahrbar machen. Die der deutsch-polnischen Freundschaft ein Gesicht geben. Die zeigen, was für eine Bereicherung zwei Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit polnischen Wurzeln für Deutschland bedeuten", so Bundesaußenminister Maas.
Neben dem Bundesaußenminister haben Dr. Theophil Gallo, Landrat des Saarpfalz-Kreises und Vorsitzender der DPG Saar, Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur (Saarland), Piotr Pilch, Vizemarschall der Woiwodschaft Karpatenvorland sowie Dietmar Nietan, MdB, Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband die Gäste begrüßt. Es folgte die Ansprache zur Idee unseres Preises, die von unserer Kuratoriumsvorsitzenden Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D. gehalten wurde. Im Anschluss folgte die Laudatio auf die Preisträgerin, die der polnische Publizist und DIALOG-Preisträger 2013 Adam Krzemiński hielt. Nach der feierlichen Übergabe des DIALOG-PREISES, bestehend aus einer Medaille und einem Diplom, trafen die Gäste zum Abendempfang ein.
Der Folgetag war den thematischen Schwerpunkten der Tagung gewidmet. Die erste Diskussion war dem Thema "Rechtsruck in Europa. Wie stabil ist die Demokratie in Deutschland und Polen?" gewidmet. Neben der Preisträgerin, deren 2018 veröffentlichter Beitrag "Trommler der Revolution" hohe Wellen geschlagen hat – darin zeigte sie prägnante Parallelen zwischen rechtskonservativen Kräften im heutigen Polen und den geistigen Vordenkern der "Konservativen Revolution" in der Weimarer Republik auf –, nahm der renommierte deutsche Publizist und Herausgeber der Zeitschrift "Blätter", Albrecht von Lucke, an dem Podium teil. Neben aussagekräftigen Diagnosen über den Zustand der demokratischen Kultur in Deutschland und Polen, die sich populistischen Angriffen ausgesetzt sieht, der Erläuterung von Strategien und Einflussnahmen rechtspopulistischer Kräfte auf den medialen Diskurs in beiden Ländern, folgte eine rege Diskussion zwischen den Podiumsteilnehmern und Zuschauern, in der kritische Fragen gestellt und Gegenpositionen zu einigen geäußerten Thesen bezogen wurden.
Der darauffolgende Programmpunkt war dem Thema "Zivilgesellschaft und Politik für Europa – hat das Weimarer Dreieck eine Zukunft?". Vertreter von bilateralen Gesellschaften diskutierten gemeinsam mit dem Präsidenten des Saarländischen Landtages über die Herausforderungen, mit denen sich zivilgesellschaftliche Verbände bei ihrer Arbeit für den europäischen Austausch konfrontiert sehen. Die Diskutanten waren sich darüber einig, dass es mehr ideeller und finanzieller Unterstützung seitens der Politik bedarf, um die meist ehrenamtliche Tätigkeit der proeuropäischen Verbände effizienter zu gestalten. Ein weiterer kritischer Punkt, der alle Verbände in den Weimarer-Dreieck-Ländern gleichsam betreffe, sei die Schwierigkeit, junge Menschen für die Vereinstätigkeit zu gewinnen. Dies sei u.a. dem Zustand geschuldet, dass Jugendliche ihr Engagement eher in sozialen Medien ausleben und sich zunehmend weniger in Vereinen einbringen. Hierfür bedar es neuer Anreize, die einen Beitritt attraktiver gestalten, was wiederum mit finanziellen Aufwänden (etwa die Finanzierung von Reise- und Übernachtugnskosten zu Veranstaltungen und Konferenzen) verbunden wäre.
Abends fand der letzte aktive Programmpunkt statt, die Jubiläumsgala anlässlich der 10-jährigen Partnerschaft zwischen dem Saarland und der polnischen Woiwodschaft Podkarpackie. Hans Bollinger, ehemaliger Vorsitzender der DPG Saar, sowie der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak sprachen über die lebendige Partnerschaft der beiden Länder und die gemeinsamen Projekte. Dabei hoben sie insbesondere den gut funktionierenden Schüleraustausch mit der Jugendbegegnungsstätte Spohns-Haus hervor. Es folgte eine Präsentation von Fotografien der Partnerschaft, begleitet von herausragender Musik der polnischen Folk-Gruppe Karczmarze.
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