Jahreskongress "Nachbarschaft in der Mitte Europas" 2022
30.11.2022 Potsdam
Nachbarschaft in der Mitte Europas 2022

„Nachbarschaft in der Mitte Europas“ – 30. Jahrestagung der Deutsch-Polnischen Gesellschaften in Rzeszów
Der diesjährige Kongress „Nachbarschaft in der Mitte Europas“ war aufgrund der Kriegssituation in der Ukraine und dem grenznahen Tagungsort ein ganz besonderer. Die Stadt Rzeszów ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zu einem Hub für humanitäre und militärische Hilfslieferungen des Westens geworden. Die Stadt, die 180.000 Einwohner zählt, gleicht einer militärischen Festung. Amerikanische Soldaten und Kriegsgerät, etwa Flugabwehrraketen rund um den Flughafen, prägen heute genauso das Stadtbild, wie die zahlreichen Ukrainer, die sich dort aufhalten.
In dieser Stadt zu dieser Zeit einen deutsch-polnischen Kongress zu organisieren, an dem über 200 Gäste teilnahmen, hat sich als für die angeschlagenen politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen wichtiger Impuls erwiesen. Wir haben öffentlichkeitswirksam zeigen können, dass es selbst in einer weit entfernten Stadt im Osten Polens zahlreiche Menschen gibt, die sich für die deutsch-polnische Verständigung sowie gemeinsame Unterstützung für die Ukraine einsetzen. Es ist uns zudem gelungen, den Kongressauftakt mit der Eröffnung Zentrums für Internationale Zusammenarbeit GERMANITAS, dass von der deutschen Honorarkonsulin und Germanistin Agnieszka Buk eröffnet wurde, zu verknüpfen.
Der 30. Kongress war ein einzigartiges Zusammentreffen von bedeutenden Akteuren des deutsch-polnischen Netzwerks, während dem wir Diskussionen zu zentralen Themen aus bilateraler und auch aus trilateraler (deutsch-polnisch-ukrainischer) Perspektive durchgeführt haben. An der feierlichen Verleihung des DIALOG-Preises an Prof. Dr. Andrii Portnov nahmen über 250 Gäste Teil. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Polnische Lokalpolitiker waren anwesend: die Vizepräsidentin der Stadt Rzeszów sowie vier Mitglieder des Stadtrats, ein Sejm-Abgeordneter, der Stadtpräsident von Rzeszów, aus Deutschland vertreten waren Dietmar Nietan, MdB und Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische grenznahe und zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit, Simona Koß, MdB, Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D., Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Vertreter von Deutsch-Polnischen Gesellschaften.
Die Teilnehmer konnten während der Preisverleihung an Prof. Dr. Andrii Portnov Einblicke in die Deutung polnischer, deutscher und ukrainischer Redner über die deutsch-polnischen Beziehungen sowie des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine erhalten. Insbesondere die Ansprache von Dietmar Nietan, MdB, sorgte für hohes Interesse (Standing Ovations), als dieser über die europäische Schicksalsgemeinschaft hinsichtlich des Krieges sprach und für eine verstärkte deutsch-polnische politische und zivilgesellschaftliche Solidarität mit der Ukraine warb. Die polnischen Gäste konnten miterleben, dass die in polnischen Medien oftmals verfälschte Darstellung der deutschen Haltung gegenüber der russischen Aggression sich nicht mit der Realität deckt.
Die inhaltlichen Debatten am Folgetag (Podiumsdiskussionen) zu den deutsch-polnischen Beziehungen und dem Krieg Russlands gegen die Ukraine stießen bei den Gästen auf großes Interesse, was sich an der Publikumsbeteiligung an den Debatten erkennen ließ. In den Pausen sowie der Abendveranstaltung am Samstag hatten die Gäste Gelegenheit, mit einander ins Gespräch zu kommen, neue Projektideen zu besprechen, gemeinsam zu tanzen und zu feiern.
Der Kongress konnte eine hohe mediale Aufmerksamkeit generieren. Einen ausführlichen Bericht über den Kongress verfasste Jaceck Lepiarz (https://forumdialog.eu/2022/10/11/ueber-die-streitereien-zwischen-polen-und-deutschen-freut-sich-nur-putin/), auf lokaler Ebene wurde in den Abendnachrichten (öffentlich-rechtlicher Sender TVP) über den Kongress und die Verleihung des DIALOG-Preises sehr ausführlich berichtet (https://rzeszow.tvp.pl/63811834/nowe-polsko-niemieckie-centrum-w-rzeszowie). Zudem erschien ein Bericht über den Kongress auf der Nachrichtenseite der Universität Rzeszów (https://www.ur.edu.pl/kolegia/kolegium-nauk-humanistycznych/kolegium/aktualnoscii/mlodzi-poligloci-z-lingwistyki-stosowanej-przy-organizacji-kongresu-towarzystw-polsko-niemieckich,39627) sowie der offiziellen Seite der Woiwodschaft Karpatenvorland (https://www.podkarpackie.pl/index.php/wspolpraca-miedzynarodowa/aktualnosci/obradowal-kongres-zwiazku-towarzystw-polsko-niemieckich-i-niemiecko-polskich). Darüber hinaus berichtete die lokale Ausgabe der größten polnischen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ online (https://rzeszow.wyborcza.pl/rzeszow/7,34962,28996804,o-przyszlosci-ukrainy-i-stosunkach-polsko-niemieckich-z-rita.html). Überregional erschien ein Bericht auf dem größten polnischen Nachrichtenportal „onet.pl“ (https://wiadomosci.onet.pl/swiat/polska-dyplomacja-ma-problem-z-savoir-vivrem-i-jest-to-zauwazane-komentarz/sfzcks3).
Die Jahresmitgliederversammlung 2022 war eine ganz besondere - ein Kapitel ging zu Ende, ein neues begann. Dietmar Nietan, der 12 Jahre lang unseren Verband erfolgreich geführt hat, musste im Zuge seiner neuen politischen Verpflichtungen als Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit und damit einhergehenden zeitintensiven Aufgaben sein Amt als Vorsitzender aufgeben. Der Bundesvorstand hat als Nachfolgerin die Bundestagsabgeordnete Simona Koß (Brandenburg) vorgeschlagen, die während der Mitgliederversammlung im Anschluss an die Jahrestagung einstimmig zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde. Wir freuen uns, unter neuer Leitung unsere Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Polen intensiv mitgestalten zu können, neue Akzente zu setzen und werden uns in diesen von politischen Spannungen geprägten Zeiten weiterhin dafür einsetzen, beide Gesellschaften einander näherzubringen.
Zum Abschied gab es für den langjährigen Vorsitzenden Dietmar Nietan noch ein Portrait, gemalt von dem in Hamburg lebenden polnisch-deutschem Künstler Wiesław Smętek.
Einen Kommentar schreiben